Dienstag, 8. April 2014

Amblyopie - Jetzt APP auf Rezept für Kinder!

Etwa 5% aller Kinder leiden an einer Amblyopie. Die Barmer GEK bietet nun als erste Krankenkasse die Kostenübernahme für ein "therapeutisches" Computerspiel für Kinder mit Amblyopie an. Dieses spezielle, von der Technischen Universität Dresden mitentwickelte, webbasierte Computerspiel soll die übliche Okklusionstherapie bei Kindern, die darunter zu wenig Fortschritte machen, unterstützen.
Die Kinder sollen täglich mindestens 30 Min. damit spielen, während das bessere Auge mit einem Pflaster abgedeckt wird. Nutzung und Fortschritte bei dieser Spieltherapie werden aufgezeichnet und müssen von einem Augenarzt bewertet werden. Der Augenarzt entscheidet auch, ob das Kind für diese Therapie geeignet ist. Infrage kommen generell alle Kinder mit Amblyopie im Alter von 3 bis 12 Jahren.
In den einschlägigen Stores findet man eine Gratis-APP für iOS und Android. Diese APP gewährt und verwaltet allerdings nur den Zugriff auf das webbasierten Simulationsspiel der Caterna Vision GmbH, Berlin. Eine 90-Tage Lizenz ist nur für Barmer-GEK Versicherte kostenfrei. Für alle Anderen kostet sie € 980,-!

Hilft das was?

Die Ergebnisse einer klinischen Studie mit mehreren Sehschuleinrichtungen an Kliniken und Praxen wurden in der Zeitschrift Strabologie veröffentlicht (Strabismus 2008; 16:149-158). Das Caterna-Spiel basiert auf dem hier untersuchten Vorläufer. 55 Kinder, die mit der konventionellen Okklusionstherapie keine weitere Verbesserung ihres Sehvermögens erzielen konnten, durften 6 Monate lang 2x täglich 20 min spielen, während die Okklusionstherapie fortgeführt wurde. Das Sehvermögen der Kinder verbesserte sich durch die Okklusiontherapie allein bereits um 2 Reihen. Mit dem Computerspiel verbesserte sich das Sehvermögen im Mittel nochmals um 2 Reihen. Leider wurden weder für Okklusions- noch Spieltherapie Angaben zur Therapietreue (Compliance) gemacht. Die Ursachen der Amblyopie wurden nicht weiter differenziert.

Auch Jugendliche und Erwachsene mit Amblyopie können noch von Computerspielen profitieren und ihr Sehvermögen um 30% (ca. 1,5 Zeilen) verbessern können. Aktionspiele waren dafür etwas besser geeignet als Strategiespiele. Gespielt wurde insgesamt 40 Std. (2 Std. täglich) während das bessere Auge okkludiert war. Alleinige Okklusion (20 Std.) brachte keine Verbesserung! Diese kleine Studie wurde in PLoS Biology veröffentlicht (PLoS Biol 2011;9:e1001135).

Fazit:
Videospiele können bei amblyopen Augen eine Reihe von Sehfunktionen positiv beeinflussen - auch wenn sie nicht extra für diese Patienten programmiert wurden. Ihre Wirkung beruht auf den Theorien des perceptual learning. Auch wenn sie nicht mit einer Okklusionstherapie oder der LLLT gleich zu setzen sind, sie sind praktisch nebenwirkungsfrei und können gut mit anderen Therapien kombiniert werden.

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